Schlittschuhlaufen auf 1800m
Hinterstein/Oberallgäu (RM): Am Montag, den 12.02.2024 erreichte die Bergwacht Hinterstein (Oberallgäu) gegen 18.15 Uhr eine Einsatzmeldung über zwei in Bergnot geratene Wanderer am Schrecksee (1813m). In einem Telefonat beschrieben die jungen Männer dem Bergwacht-Einsatzleiter, dass sie unverletzt seien, aber aufgrund der Dunkelheit und des Schneefalls nicht mehr selbstständig ins Tal absteigen könnten. Die Aufstiegspur sei inzwischen zugeschneit, so dass sie den Weg nicht mehr finden konnten. Für eine Nacht im Freien auf ca. 1.800 m Höhe waren beide nicht ausgerüstet.
Nach mehreren vergeblichen Versuchen die Personen mit dem nachtflugtauglichen Hubschrauber RK2 aus Reutte zu bergen, mußte diese Rettungsvariante abgebrochen werden. Die äußerst schwierigen Sichtbedingungen machten eine Rettung mit der Helikopter-Rettungswinde schlichtweg unmöglich.
Aufgrund der zwischenzeitlich vorherrschenden Lawinengefahr in Verbindung mit der Dunkelheit schied eine bodengebundene Rettung durch eine Fußmannschaft aus. Das Risiko war zu hoch und folglich entschied die Einsatzleitung, die Rettungsversuche am Folgetag bei Tagesleicht fortzusetzen.
Um die Personen in der kalten Nacht mit Schneefall vor lebensbedrohlicher Unterkühlung bzw. Erfrierungen zu bewahren, unternahm der Rettungshubschrauber einen letzten Versuch und konnte in ihrer Nähe einen Rucksack mit entsprechender Biwak- und Wärmeausrüstung sowie Proviant abwerfen.
In den Morgenstunden des Folgetages (Dienstag) startete der Helikopter erneut zum Schrecksee. Die verbesserten Wetter- und Sichtbedingung ermöglichten eine Hubschrauberrettung per Seilwinde und die beiden konnten an Bord der Maschine genommen werden. Von der Bergrettungswache in Hinterstein ging es anschließend mit Verdacht auf Unterkühlung in eine Klinik zur Beobachtung.
Absolut sprachlos waren die Bergretter, als sie die Ausrüstung der jungen Männer sahen: beide hatten jeweils ein paar Schlittschuhe dabei, um auf dem zugefrorenen See-Eis ihre Schlittschuhrunden zu drehen! Abgesehen davon, dass sich der zugefrorene Schrecksee unter einer meterdicken Schneedecke befindet, war die Idee auch auf Grund einer anderen Tatsache nicht besonders schlau: die Tour von Hinterstein zum Schrecksee ist im Winter eine äußerst anspruchsvolle alpine Bergtour, die eine entsprechende Ausrüstung, Erfahrung und lawinenkundliches Beurteilungsvermögen voraussetzt. Das war den beiden offensichtlich nicht bewusst, da sie im Internet von einer „leichten Tour“ gelesen hatten, was sich allerdings auf den Sommer bezieht. Februar ist jedoch im Winter und selbst wenn es im Tal schon schneefrei ist, am Berg herrscht ab 1.500m tiefster Winter. Sie hatten großes Glück, dass sie diese Aktion nahezu unbeschadet überstanden haben.