Bad Tölz / Am Donnerstag, 11.09.2025 war es so weit – die Drohnenpiloten der Bergwacht Bayern konnten die erste Lastendrohne vom Typ DJI Flycart 30 im Rahmen eines Pilotprojektes in Betrieb nehmen.
Ermöglicht wird das Projekt durch die Versicherungskammer-Stiftung mit einer Fördersumme von rund 50.000 € für die Beschaffung der Drohne. Vorstandsmitglied Wolfgang Reif und Geschäftsführerin Isabell Stier von der Stiftung zeigten sich bei der Übergabe und ersten Vorführung beeindruckt vom Leistungsvermögen der Technik und dem Engagement der ehrenamtlichen Drohnenpiloten der Bergwacht. „Getauft“ ist die Drohne der Bergwacht Bayern für das Projekt, angelehnt an ihre Aufgabe, auf „Carry“.
CARRY ist die erste Lastendrohne ihrer Art, die in Deutschland zur Erprobung im rettungsdienstlichen Bereich abhebt. Neben Szenarien in der Bergrettung sollen auch Möglichkeiten im Kontext des Katastrophen- und Bevölkerungsschutzes mitgedacht werden.
Nach Angaben des Herstellers kann die Drohne Lasten von bis zu 30 kg transportieren. Steht kein geeigneter Landeplatz zur Verfügung, lässt sich die Fracht mithilfe eines Windensystems direkt aus der Luft absetzen. Für eventuelle Notlandungen ist die Drohne zusätzlich mit einem Fallschirmsystem ausgestattet. Mit einer Akkuladung kann sie mit Last eine Strecke von rund 16 Kilometern zurücklegen. Bevor die Drohne nach Schulung und Testflügen im Herbst zu ersten Realeinsätzen abheben soll, wird noch ein Kollisionswarngerät integriert, damit Hubschrauberpiloten den Standort der Drohne in der Luft auf ihrer digitalen Karten im Cockpit sehen können.
Bergwacht Bayern leistet wieder Pionierarbeit: Der Einsatz des Hubschraubers in der Bergrettung seit Ende der 1950er Jahre geht mit auf die Initiative der Bergwacht zurück. Auch die Drohnentechnik wurde bereits 2010 von der Bergwacht aufgegriffen und eingesetzt. Innenminister Joachim Herrmann konnte sich bereits 2012 beim Besuch im Bergwacht-Zentrum in Bad Tölz ein Bild vom Engagement und Innovationsgeist der Bergwacht machen (s. Bild). Experimentiert wurde damals u.a. auch mit Flächenflugzeugmodellen und dem Eigenbau von Drohnen in 3-D Drucktechnik. Seit dieser Zeit hat sich -nicht nur bei der Bergwacht- in diesem Bereich viel getan.
Der Einsatz aus der Luft mit Hubschraubern ist heute fester Bestandteil der Bergrettung, der Landrettung und auch bei Großschadenslagen. Er ermöglicht eine schnelle medizinische Versorgung und Rettung, unterstützt Suchmaßnahmen und erlaubt den raschen Transport von Mannschaft und Gerät.
Während der Einsatz von Drohnen bislang auf Erkundung, Suche und Lagebeurteilung begrenzt war, sollen sie zukünftig auch für den Transport von Ausrüstung und medizinischem Equipment genutzt werden. Der Weg aus der Luft mit Drohnen ermöglicht eine rasche Erreichbarkeit am Berg und auch den schnellen Zugang bei Katastrophenlagen – insbesondere dort, wo zerstörte Infrastruktur Verkehrswege einschränkt oder unpassierbar macht.
Hinzu kommt, dass Drohnen sowohl in der Beschaffung als auch im Betrieb deutlich weniger Aufwand verursachen als Hubschrauber. Zudem wird erprobt, ob sie eine zuverlässige Alternative für Einsätze im witterungstechnischen Grenzbereich darstellen können, ohne dabei die Besatzung des Hubschraubers zu gefährden.
Vielfältige Einsatzmöglichkeiten
Es besteht eine große Vielfalt denkbarer Einsatzmöglichkeiten von „Carry“ in der Gefahrenabwehr – in der Berg- und Wasserrettung sowie bei Feuerwehr- und Polizeieinsätzen.
Die Erkenntnisse aus diesem Projekt der Bergwacht Bayern sollen bei der Weiterentwicklung helfen. Der Ansatzpunkt für die Förderung durch Versicherungskammer Stiftung, die sich an vielen weiteren Stellen im Bereich Rettung und Sicherheit für die Gesellschaft engagiert.
In den kommenden Monaten werden in verschiedenen Szenarien die Möglichkeiten und Grenzen von den Drohnenpiloten der Bergwacht aus ganz Bayern gemeinsam mit anderen Einsatzorganisationen und den Hubschrauberbetreibern erprobt. Der Einsatz von „CARRY“ unterliegt den Vorgaben für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben. U.a. ist hier auch die Qualifikation der Piloten festgelegt. Betreut wird das Projekt vom Team des überregional einsetzbaren Einsatzleitwagens der Bergwacht Bayern, der mobilen Führungsstellen für Großeinsätze. Die Transportdrohne ist aktuell in Penzberg stationiert und wird von entsprechend geschulten Drohnenpiloten aus verschiedenen Bergwacht Bereitschaften betrieben.
Die Lastendrohne von DJI ist ein Industrieprodukt, das für Anwendungen in der Land- und Forstwirtschaft, spezielle Forschungsaufgaben und eben auch für den Einsatz im Sicherheitsbereich entwickelt wurde. Mit dem Einsatz der Lastendrohne in der Bergrettung sowie im Katastrophen- und Bevölkerungsschutz beschreitet die Bergwacht Bayern in Deutschland weitgehend neues Terrain.
BERGWACHT BAYERN
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