Start für eine schlagkräftige Bergrettungseinheit für Katastrophenlagen in Niederbayern und der Oberpfalz.
17.11.205 Deggendorf/Bad Tölz. Die Bergwacht Bayern startete am vergangenen Freitag in der Region Bayerwald (Niederbayern/Oberpfalz) ein wegweisendes Pilotprojekt – im Beisein des Landrates von Deggendorf, Bernd Siebler, Vertretern der Hilfsorganisationen, dem zweiten Bürgermeister von Deggendorf, Günther Pammer und den Bürgermeistern der umliegenden Gemeinden . Ziel des Projekts ist die Bildung einer Bergrettungseinheit in Zugstärke, die bei Bedarf schnell und effektiv in Sonderlagen, Großschadensereignissen und Katastrophenfällen eingesetzt werden kann- vordefinierte Einheiten mit klar beschriebenem Leistungsportfolio.
Die „Katastrophenschutzkomponente Bergrettung Ostbayern" der Bergwacht Bayern in Zugstärke umfasst 29 Einsatzkräfte und elf Fahrzeuge und ist darauf ausgelegt, 72 Stunden autark zu arbeiten – inklusive eigener Verpflegung und Unterbringung. Der Zug wird im Bedarfsfall zusammengesetzt aus Einsatzkräften, Fahrzeugen und Einsatzausrüstung der 22 Bergwacht Bereitschaften in den Regierungsbezirken Niederbayern und der Oberpfalz
Kernkompetenzen Bergrettungszug
Ergänzt wird das Leistungsspektrum durch eine Logistik-Komponente sowie eine Einheit zur Eigenabsicherung. Zum Einsatz kommen Führungsfahrzeuge mit Kommunikations- und Drohnentechnik, Mannschaftstransporter, Anhänger mit Zelten, Stromerzeugern, Zeltheizung, Beleuchtung und Verpflegung sowie Bergrettungsfahrzeuge und ATVs (All Terrain Vehicles).
Standardisierte Einheiten für planbare Unterstützung
Um den Einsatzwert der Bergwacht im Katastrophenschutz bekannter zu machen und langfristig in der bayerischen Sicherheitsarchitektur zu verankern, wurden vordefinierte Einheiten mit klar beschriebenem Leistungsportfolio geschaffen. So können Führungskräfte und Entscheidungsträger künftig besser einschätzen, ob die Bergwacht im jeweiligen Einsatzszenario sinnvoll unterstützen kann – etwa durch Drohnentechnik, Know-how in der Luftrettung, besondere medizinische Fähigkeiten oder spezielle Fahrzeuge bei zerstörter Infrastruktur. Tobias Vogl, Geschäftsführer der Bergwacht Bayern stellt entsprechend fest: „Wenn Fachexpertise und Schlagkraft der Bergwacht in Katastrophenlagen sinnvoll eingesetzt werden sollen, müssen die Entscheidungsträger wissen, was wir leisten können und wofür wir eingesetzt werden sollten. Genau das ist eines der zentralen Ziele dieses Projekts.“
Kaltstartfähig und einsatzbereit – die Fähigkeit der Bergwacht
„Grundlage ist die bewährte Kaltstartfähigkeit der Bergwacht aus ihrem rettungsdienstlichen Auftrag für das alpine und unwegsame Gelände: autark und eigenverantwortlich zu arbeiten“, betont Robert Heilig, Regionalleiter der Bergwacht Bayerwald.
Steigende Bedrohung durch Naturereignisse und geopolitische Risiken
Hochwasser, Waldbrände und Felsstürze – laut der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften (IFRC 2020, Genf) steigt die Zahl der klima- und wetterbedingten Katastrophen pro Dekade um 35 %. Das Hochwasser im Ahrtal 2021 und der Bergsturz in Blatten 2025 zeigen bisher unvorstellbare Ausmaße an Naturkatastrophen auf. Zudem beschäftigt die angespannte geopolitische Lage die Gesellschaft und die Herausforderungen des Zivilschutzes rücken die Hilfsorganisationen in den Fokus.
Katastrophenschutz mit Tradition und Innovation
Seit ihrer Gründung bringt die Bergwacht Bayern ihre besonderen Kompetenzen aus der Bergrettung auch in Katastropheneinsätze ein. Bereits 1999 unterstützten Bergretter aus den bayerischen Alpen beim Erdbeben in der Türkei. Durch die kontinuierliche Weiterentwicklung in Berg-, Höhlen- und Luftrettung entstehen fortlaufend Lösungen für komplexe Einsatzlagen. In den vergangenen Jahren war die Bergwacht unter anderem bei den Waldbränden im Nationalpark Sächsische Schweiz und in Österreich an der Rax sowie bei Hochwassereinsätzen 2013 in Deggendorf und Rosenheim und 2024 in Augsburg im Einsatz.
Bayerische Zentrum für Alpine Sicherheit
Mit dem Neubau in Bad Tölz wird das Bergwacht-Zentrum für Sicherheit und Ausbildung zum Bayerischen Zentrum für Alpine Sicherheit weiterentwickelt – ein zentraler Baustein für den Ausbau der Gefahrenabwehr bei komplexen Einsätzen in den bayerischen Hoch- und Mittelgebirgen. Ein Teil der derzeit entstehenden Räumlichkeiten wird unmittelbar für Ausbildung, Führung und Materiallogistik genutzt werden – Grundlage für eine effiziente Einsatzvorbereitung und Koordination im Katastrophenschutz.“
BERGWACHT BAYERN
Berge sind unsere Welt - und das Leben darin birgt zahllose Herausforderungen. Am Steilhang. Auf der Piste. In Canyons, Höhlen und Seilbahnen. In der Krisenintervention genauso wie in der Natur - und Umweltarbeit.
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Landesgeschäftsstelle Bergwacht Bayern
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